Industrie | 9. September 2021

Hurtiges HerzstĂŒck fĂŒr Schweizer Solarmodulfertigung

Solarmodulproduktion in Thun mit ABB-Roboter

Das Solarpotenzial der Schweiz liegt primĂ€r auf DĂ€chern und an Fassaden. DafĂŒr bietet 3S Solar Plus massgeschneiderte Lösungen – produziert in Thun, mit Hilfe eines ABB-Roboters.

GemĂ€ss Bundesamt fĂŒr Energie liegt das Solarstrompotenzial von – dafĂŒr geeigneten –DĂ€chern und Fassaden in der Schweiz bei rund 67 Terawattstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Der gesamte jĂ€hrliche Stromverbrauch hierzulande liegt bei etwa 60 Terawattstunden.

«SolardĂ€cher, Solarfassaden und neu auch SolargelĂ€nder sind genau das, was wir hier in Thun entwickeln und fertigen», erklĂ€rt Sandro Hostettler, Verantwortlicher Online-Kommunikation bei 3S Solar Plus. Die Basis dafĂŒr bilden Solarmodule, die das Unternehmen in Thun aus angelieferten Solarzellen selbst produziert.

Taktzeit zur Beschleunigung der Produktion erhöhen

Um die zunehmende Nachfrage bedienen zu können, liess 3S Solar Plus die Fertigungslinie Ende 2020 umrĂŒsten und modernisieren. Zur Beschleunigung der Produktion sollte die Taktzeit in den automatisierten Arbeitsschritten deutlich erhöht werden.

In einer ersten Fertigungszelle werden die quadratischen Solarzellen mit einer SeitenlĂ€nge von sechzehn Zentimetern zu Strings verlötet, jeweils vier oder fĂŒnf StĂŒck in Reihe.

In der folgenden Zelle nimmt ein Roboter die ĂŒber ein Laufband zugefĂŒhrten Strings mit einem Vakuumgreifer auf und legt sie kameragestĂŒtzt mit hoher PrĂ€zision auf die Glasplatte des kĂŒnftigen Moduls. Die Module werden in vier Standardgrössen produziert. Deren Matrix besteht aus 8 x 5 und 8 x 4 sowie 6 x 5 und 6 x 4 Zellen. Diese Modulgrössen können frei kombiniert werden, um eine maximale Nutzung der DachflĂ€che zu ermöglichen. In der Schweiz und dem angrenzenden Ausland sind bereits ĂŒber 13’000 SolardĂ€cher von 3S Solar Plus installiert.

Der bei 3S Solar Plus in Thun installierte IRB 4600 von ABB.

Weiterentwicklung des Roboter-Lebenszyklus sicherstellen

FĂŒr dieses HerzstĂŒck der Fertigungslinie in Thun steht nun ein IRB 4600 von ABB im Einsatz. «Schon der Lieferant der Anlage empfahl uns, dafĂŒr einen Roboter von ABB zu wĂ€hlen. Ein guter Service sei fĂŒr diese Automationslösung entscheidend. Und den können die Spezialisten von Robotics ABB Schweiz lokal bieten, vor allem auch fĂŒr die vorausschauende Wartung», sagt Marcus BĂ€ckmann, Leiter Operations bei 3S.

«Wir selbst wollten ohnehin auch auf ABB setzen. Die QualitĂ€t ihrer Roboter, deren VerlĂ€sslichkeit spricht fĂŒr sie», so BĂ€ckmann. Ausserdem gebe es in der Schweiz ein etabliertes Portfolio an Lösungen mit ABB-Robotern und lokale Integratoren mit Erfahrung in deren Programmierung. Man könne selbst Schulungen besuchen oder ausgebildete Techniker finden. Das stelle die Weiterentwicklung im Lebenszyklus des Roboters sicher. «Unser Roboter wird wohl schon im nĂ€chsten Jahr nicht mehr dieselben Bewegungen ausfĂŒhren wie heute. Das flexibel anpassen zu können ist ein grosser Mehrwert fĂŒr 3S Solar Plus.»

Ein Beispiel fĂŒr ein Solardach von 3S Solar Plus: Kindergarten in Einigen.

Servicevertrag mit Robotics ABB Schweiz abgeschlossen

Die generelle Programmierung des IRB 4600 fĂŒr das Handling der Strings leistete der Lieferant der Fertigungslinie. Das Wartungsteam von 3S Solar Plus setzt Anpassungen von Koordinaten schon selbst durch. «Es wird im Sommer 2021 von unseren Fachleuten noch vertieft dafĂŒr geschult werden», so Jean-NoĂ«l Weller, Verkaufsingenieur von Robotics ABB Schweiz. FĂŒr die Zeit nach der Garantieleistung durch den Anlagenbauer hat 3S Solar Plus mit Robotics ABB Schweiz einen Servicevertrag abgeschlossen.

Rund doppelt so schnell wie VorgÀnger

Im Vergleich zur VorgĂ€ngerlösung, die aus einem massiven Zweiachs-Automatisierungssystem bestand, erledigt der IRB 4600 seine Aufgabe in rund der HĂ€lfte der Zeit, bei gleichbleibend hoher QualitĂ€t. «Er steht nun seit Januar 2021 im Einsatz und funktioniert zu unserer vollen Zufriedenheit. Nach der ersten Betriebsphase haben die Programmierer im Mai eine Optimierung der Bahnkurven vorgenommen, so dass die Taktzeit weiter erhöht werden konnte», zieht der Leiter Operations ein positives erstes Fazit. Diese Optimierung wurde ĂŒber Fernwartung vorbereitet und dann vor Ort in Thun erprobt und realisiert.

Nachdem der Roboter so die Strings auf die mit einer Thermoplast-Folie bedeckten Glasplatte gelegt hat, werden sie schliesslich mit einer zweiten Glasplatte bedeckt und in einem Laminator zum Solarmodul verkapselt. Mehrere QualitĂ€tschecks wĂ€hrend und am Ende  der Produktion stellen sicher, dass das Modul kĂŒnftig zuverlĂ€ssig als Dach- oder Fassadenelement oder SolargelĂ€nder zur Energiewende beitragen kann.