Gebäudeautomation | 31. Januar 2017
Postmoderner Genuss
Jüngster Hiltl-Standort in der Zürcher Sihlpost
In der Zürcher Sihlpost beim Hauptbahnhof lädt seit März 2016 ein neuer Hiltl-Standort zum schnellen vegetarischen Genuss ein. Die Automationslösung für das Posttradition mit Moderne verbindende Lokal stammt von ABB.
Wer in den jüngsten Hiltl-Standort gleich beim Zürcher Hauptbahnhof eintritt, wähnt sich in Vergangenheit und Moderne zugleich. Das markante PTT-Leuchtschild aus den 1930er-Jahren führt ebenso in die Zeit früherer Postdienste zurück wie die Empfangstheken aus massivem Holz.
«An die alte Sihlpost habe ich ganz persönliche Erinnerungen», erklärt Rolf Hiltl, in vierter Generation Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen, ältesten vegetarischen Restaurants der Welt, das inzwischen mehrere Ableger hat. «Hier gab ich als kleiner Junge für meinen Vater Briefe auf oder holte Päckchen ab.» Diese Kindheitserinnerungen waren denn auch der Grund, dass er vor rund 15 Jahren bei einem Umbau der Sihlpost angefragt hat, was mit den nicht mehr benötigten Einrichtungsgegenständen geschehen würde.
«Als ich erfuhr, dass alles entsorgt werden soll, fragte ich, ob ich das Inventar übernehmen könne.» Er konnte – auch wenn sein Ansinnen eher auf irritiertes Kopfschütteln stiess. Was will ein Gastrounternehmer mit Postfächern anfangen? Jedenfalls liess er die Einrichtung in ein firmeneigenes Lager abtransportieren.
Original Sihlpost-Mobiliar
«Dass sie nun hier, am ursprünglichen Standort, zur Gestaltung unseres jüngsten Lokals eingesetzt werden, ist natürlich eine ideale Wendung des Schicksals.» Vor gut vier Jahren landete die Ausschreibung der SBB, denen das Gebäude gehört, für einen Gastronomiebetrieb in der zu renovierenden Sihlpost auf dem Pult von Rolf Hiltl.
«Da leuchteten meine Augen. Ein idealer Standort, um unser Motto – Tradition mit Innovation verknüpfen – umzusetzen. Nicht nur auf der Speisekarte, sondern auch im Lokal.» Es ist auch ein sehr zentral gelegener Standort, an der Europaallee 1a, gleich beim Zürcher Hauptbahnhof, einem der meistfrequentierten Bahnhöfe der Welt. Vor dem Lokal wird noch am Europaplatz gearbeitet; dort, wo bis vor Kurzem noch die Gleise 51 bis 54 endeten.
«Als wir den Entscheidungsträgern unser Hiltl-Konzept ‹gesunder Genuss› – umgeben von altem Original-Sihlpost-Mobiliar – präsentierten, war das Staunen gross. Das ist nicht einfach ‹more of the same›, sondern zollt Respekt gegenüber dem Ort und seiner Geschichte.» Hiltl erhielt den Zuschlag.
200 mundgeblasene Leuchtkörper
Das im März 2016 eröffnete Lokal bietet rund 100 Sitzplätze im Innern. Die ehemalige Garagenzufahrt der Post weist eine aussergewöhnliche Raumhöhe von über 5 m auf, was mit einer Galerie über der Bar-Theke genutzt wird. Angesichts der Lage direkt beim Hauptbahnhof spielt aber das grosse «Grab&Go»-Angebot für gesunden Genuss in Zug, Tram, Büro oder Schulzimmer eine zentrale Rolle.
Die coole Innenarchitektur mit Gussasphalt am Boden und sandgestrahlten Wänden, in Verbindung mit einem Lichtkonzept aus 200 mundgeblasenen Glaskugeln, bildet den postmodern wirkenden Kontrast zu den postnostalgischen Reminiszenzen. Auf dem neuesten Stand ist auch die KNX-Automation des Lokals, welche die Melcom AG mit ABB-Produkten umgesetzt hat.
«Wir haben für das Lokal verschiedene Beleuchtungsszenarios programmiert, die vom jeweiligen Schichtleiter einfach abgerufen werden können», erklärt Etienne Rittener, KNX-Techniker von Melcom. Es sind auch verschiedene Schalt- und Dimmaktoren von ABB installiert. Melcom hatte bereits die 2013 eröffnete Vegi-Metzgerei von Hiltl sowie das nebenan liegende Stammhaus mit KNX von ABB ausgerüstet.
Ladestrom aus dem Postfach
Originelles Detail: In einigen der historischen Postfächer im Lokal sind USB-Ladesteckdosen von ABB integriert. Über das Ladekabel kann das Handy gratis aufgeladen werden – ohne Angst, dass während des Mittagessens das so wichtige Gerät abhandenkommt.
Im Lokal Sihlpost hat Rittener ein ungewöhnliches Projekt umgesetzt: Dimmer für die Wärmeplatten und -lampen des warmen Vegi-Buffets per KNX. «So kann das Personal verschiedene Wärmezonen des Buffets definieren oder diese anpassen, um die ideale Temperatur für die Speisen zu gewährleisten.»
Aussergewöhnlich an dem massiven Buffet ist auch, dass es per Knopfdruck hoch an die Decke gezogen werden kann. Das gibt Platz im Raum frei, etwa für eine gründliche Reinigung. Im neuen Hiltl-Lokal wird damit Post-Nostalgie mit modernster Technik zu einem nachhaltigen Genusserlebnis verknüpft.
Hiltl
Das 1898 in Zürich gegründete Hiltl ist – gemäss Guinness World Records – das älteste vegetarische Unternehmen der Welt. Ausgehend vom Stammhaus an der Sihlstrasse, hat Hiltl in jüngster Vergangenheit Restaurants und Take-aways an sechs weiteren Standorten in der Stadt sowie in Kilchberg eröffnet und sich mit seinem vielfältigen Konzept als Spitzenreiter des gehobenen vegetarischen Genusses etabliert. Die Hiltl AG beschäftigt rund 300 Mitarbeitende aus über 50 Nationen.
Weitere Infos: www.hiltl.ch