| 25. Mai 2016

Energietechnik in Neuchâtel

Umfassende Erneuerung eines Unterwerks im Zentrum der Stadt

Viteos hat das Unterwerk Sablons im Zentrum von Neuchâtel umfassend erneuert. Dabei setzte der Neuenburger Energieverteiler auf eine kompakte gasisolierte Schaltanlage und effiziente Transformatoren von ABB.

Die Poste des Sablons, in Fussdistanz zum Bahnhof gelegen, ist eines von drei Unterwerken in der Stadt Neuchâtel, über die das Stromnetz mit Hochspannung aus dem überregionalen Verteilnetz gespeist wird. Hier wird die elektrische Energie zur weiteren Verteilung auf Mittelspannung sowie zur lokalen Versorgung auch auf Niederspannung heruntertransformiert. Dieses neuralgische Unterwerk stammt aus dem Jahr 1974. Das Energieversorgungsunternehmen Viteos hat sich – gemeinsam mit Groupe E, welche für den Hochspannungsteil im Werk zuständig ist – im Jahr 2012 dazu entschieden, es umfassend zu erneuern.

«Wir haben evaluiert, ob es Sinn ergibt, den Standort des Unterwerks zu verschieben», erklärt Elia Dioli, zuständiger Projektleiter bei Viteos. «Allerdings ist es immer überaus aufwändig, einen Knotenpunkt in einem Verteilnetz zu verlagern, auch wenn die Renovation eines Unterwerks in der Innenstadt besondere logistische Herausforderungen bietet. Jedenfalls treffen sich hier so viele Hoch-, Mittel- und Niederspannungsleitungen, dass wir rasch zum Schluss kamen, das Unterwerk am Standort zu belassen und hier umfassend zu modernisieren.»

Gebäude seitlich erweitert

Das bestehende Unterwerk sollte so lange am Netz bleiben, bis die neuen Anlagen betriebsbereit sein würden. Deshalb wurde das Werksgebäude auf Kosten eines vorher dort angesiedelten Depots seitlich erweitert, um Raum zu schaffen, die Transformatoren und Schaltanlagen unterzubringen. An der Hanglage des Bahnhofquartiers ist ein Schulgebäude der obere Nachbar des Unterwerks, dessen Dach als Pausenplatz für die Kinder dient. Deshalb wurde grösstes Augenmerk darauf gelegt, auch den neuen Teil des Gebäudes mit einer Metallverkleidung unter dem Dach abzuschirmen, um die elektromagnetischen Felder einzudämmen, wie es das Gesetz erfordert.

Die Schweiz hat eine der strengsten Verordnungen für die nichtionisierenden Strahlungen der elektromagnetischen Felder weltweit. Negative Auswirkungen bei dauerhafter Belastung durch elektrische und magnetische Felder sind weder bewiesen noch widerlegt. Sicherheitshalber wurde in der Schweiz für Orte mit empfindlicher Nutzung der sogenannte Anlagengrenzwert von einem Mikrotesla eingeführt. Er gilt für Orte mit längerer Exposition – etwa Wohn- und Schlafzimmer sowie Arbeitsplätze – sowie für Orte, wo sich Kinder bisweilen aufhalten, wie etwa den Pausenplatz auf dem Unterwerk. Zum Vergleich: Der normale Immissionsgrenzwert für magnetische Felder an Orten, an denen sich Menschen aufhalten können, liegt bei 100 Mikrotesla. «Wir haben auch durch die aufeinander Bezug nehmende Konstruktion der beiden Leistungstransformatoren mitgeholfen, die Stärke der elektromagnetischen Felder zu minimieren», sagt Jérôme Henry, zuständiger Verkaufsingenieur von ABB Schweiz. Die Felder der beiden Transformatoren neutralisieren sich durch die Konstruktion teilweise.

Platzsparende gasisolierte Anlage

Im bisherigen Unterwerk war eine luftisolierte Schaltanlage installiert gewesen. Im neuen Teil steht nun eine weit kompaktere gasisolierte 72,5-Kilovolt-Schaltanlage mit fünf Feldern von ABB. Gleich daneben fanden die beiden je rund 50 Tonnen schweren Leistungstransformatoren mit einer Leistung von je 25 Megavoltampere von ABB ihren Raum. Sie transformieren die 60-Kilovolt-Hochspannung für das 8,4-KilovoltMittelspannungsnetz der Stadt. «Sie sind aber bereits für ein Spannungsniveau von 20 Kilovolt vorbereitet», betont Elia Dioli. Das sei wichtig, da langfristig die Betriebsspannung des Mittelspannungsnetzes auf 20 Kilovolt angehoben werden dürfte.

Darüber hinaus konnte ABB zwei Verteiltransformatoren mit einer Leistung von 5,5 Megavoltampere, zwei Transformatoren für die Niederspannungsversorgung des Quartiers sowie zwei Systeme für die unterbrechungsfreie Stromversorgung für das Unterwerk Sablons liefern. Die beiden Verteiltransformatoren sichern übrigens auch die Versorgung des Autobahntunnels der N5, der unter Neuchâtel verläuft. Die Energietechnik dieses Tunnels wird bis 2020 erneuert – ABB ist Teil des Konsortiums für diesen Retrofit.

«In Zusammenarbeit mit ABB konnten wir das erneuerte Unterwerk fristgerecht einrichten, sodass wir es im Sommer 2016 in Betrieb nehmen können», erklärt Elia Dioli. Auch die logistisch knifflige Anlieferung der fünf Meter langen, rund 50 Tonnen schweren Leistungstransformatoren ins mitten in der Stadt gelegene Unterwerk hat geklappt. Nach der vollständigen Inbetriebnahme der neuen Poste des Sablons wird der alte Teil des bisherigen Unterwerks ausgeräumt und anderweitig genutzt werden.

«In Zusammenarbeit mit ABB konnten wir das erneuerte Unterwerk fristgerecht einrichten.»

Viteos

versorgt rund 80 000 Kunden im Kanton Neuenburg mit Strom, Wasser, Erdgas, Kälte und Wärme. Das Unternehmen entstand im Jahr 2007 aus der Fusion der Versorgungsbetriebe der Städte Neuchâtel, La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Viteos beschäftigt über 300 Mitarbeitende.

Weitere Infos: www.viteos.ch