Verkehr | 28. April 2023

Bis 300 Kilowatt Ladeleistung fĂŒr die ersten Elektro-Postautos in GraubĂŒnden

ABB-Ladelösungen fĂŒr die Elektrifizierung von vier Linien

Die ersten Elektro-Postautos im Kanton GraubĂŒnden verkehren seit Ende Januar 2023 im fahrplanmĂ€ssigen Einsatz. Die BĂŒndner Energieversorgerin Repower hat fĂŒr die Elektrifizierung von vier PostAuto-Linien Ladelösungen von ABB installiert.

Die gelben Postautos zĂ€hlen zu den unverkennbaren Markenzeichen der Schweiz. Rund 2400 Fahrzeuge stehen fĂŒr PostAuto im Einsatz – grossmehrheitlich Dieselbusse. Doch der grösste Schweizer Busbetreiber hat sich mit der Verpflichtung zur Bundesinitiative «Vorbild Energie und Klima» ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Seine Flotte soll ab 2040 komplett ohne fossile Treibstoffe auskommen. Bis 2024 will das Unternehmen 100 Busse mit alternativen Antrieben auf die Strasse bringen.

Vier Linien mit elf Batteriebussen ab FrĂŒhling 2023

Einen wichtigen Schritt zu diesem Zwischenziel geht PostAuto nun mit Partnerin Repower. Ab diesem FrĂŒhling werden vier Linien im Rheintal zwischen Chur, Landquart und Bad Ragaz mit insgesamt elf Batteriebussen komplett elektrisch betrieben. Die ersten sechs E-Busse sind bereits unterwegs.

PostAuto betreibt vier Linien in der Region von Landquart ab FrĂŒhling 2023 rein elektrisch. (Foto: Repower)

Die BĂŒndner Energieversorgerin Repower ist mit ihrem E-Mobility-Provider PLUG’N ROLL fĂŒr den Bau der Ladeinfrastruktur verantwortlich und liefert die nötige Energie – aus zertifizierten erneuerbaren Quellen aus dem Kanton GraubĂŒnden.

«Wir haben bereits gute Erfahrungen mit ABB-Ladestationen fĂŒr Elektroautos gesammelt, die wir in das Ladenetzwerk von PLUG’N ROLL integrierten. Und auch der Preis hat uns ĂŒberzeugt.»

Aufladen im Depot und bei zwei Bahnhöfen

«Die Busse können an vier Orten aufgeladen werden – ĂŒber Nacht in den Depots Trimmis und Bad Ragaz sowie unterwegs an den Bahnhöfen Landquart und Untervaz», erklĂ€rt Robert Pleisch, verantwortlicher Projektleiter von Repower.

Robert Pleisch bei einer der Ladestationen vor dem Bahnhof Landquart.

FĂŒr die Ladelösungen hat Repower ABB als Lieferantin gewĂ€hlt. «Wir haben bereits gute Erfahrungen mit ABB-Ladestationen fĂŒr Elektroautos gesammelt, die wir in das Ladenetzwerk von PLUG’N ROLL integrierten. Und auch der Preis hat uns ĂŒberzeugt», so Pleisch.

300 Kilowatt per Knopfdruck in Untervaz

Die Ladestation am Bahnhof Untervaz ist unĂŒbersehbar. Hier können die Elektrobusse unter einem der beiden Lademasten anhalten. Die Energiezufuhr erfolgt dann via Pantografen, der sich von oben auf das Fahrzeug absenkt, Kontakt mit Stromschienen auf dem Dach des Busses schliesst und so die Batterie nachlĂ€dt. Die Ladeleistung betrĂ€gt 300 Kilowatt. DafĂŒr sind vor Ort vier HVC-150-Leistungseinheiten installiert, die einen Trenntransformator und Gleichrichtermodule enthalten. Der Netzanschluss erfolgt ĂŒber einen – noch provisorisch installierten – Transformator auf dem GelĂ€nde.

Vier Ladepunkte in Landquart

Der Bahnhof Landquart ist der Endstation von drei der vier nun elektrifizierten Linien. Hier können die Elektrobusse bei Bedarf an einem von vier an den BusparkplĂ€tzen eingerichteten Ladepunkten nachgeladen werden, mit einer Leistung von 150 Kilowatt. «DafĂŒr sind hier zwei HVC 150 installiert», erklĂ€rt Robert Pleisch. «So können jeweils zwei Busse gleichzeitig laden. Das wird im Alltagsbetrieb ausreichen, selbst wenn alle elf E-Busse in Betrieb genommen worden sind.»

Smartes Lademanagement mit ABB Optimax

Die Ladung erfolgt konventionell ĂŒber ein Kabel, das die Chauffeurinnen und Chauffeure in die Ladebuchse ihres E-Busses einstecken. FĂŒr diese Lösung musste lediglich eine 300-kW-Zuleitung von einer nahen, bestehenden Transformatorstation realisiert werden. Wie bei den Ladestationen in den Depots und in Untervaz ist auch in Landquart ABB Optimax fĂŒr intelligentes Lademanagement installiert. Diese Energiemanagement-Software optimiert die Verteilung der verfĂŒgbaren Leistung dynamisch auf die Schnellladestationen, unter BerĂŒcksichtigung der maximalen Belastbarkeit des Netzanschlusses.

Sequenzielles Laden in den Depots

Die Elektrobusse werden jeweils ĂŒber Nacht und wĂ€hrend Betriebspausen in den Depots aufgeladen. DafĂŒr hat Repower bei der DĂŒnser Bus GmbH in Trimmis wie auch bei der Karl Gessinger AG in Bad Ragaz zwei identische Lösungen installiert: Zwei HVC 150, die jeweils drei Depotlader speisen. «Hier werden die Busse mit 100 kW aufgeladen – nacheinander, wenn mehr als einer der drei Depotlader belegt ist.» Die Batterie des ersten angeschlossenen Busses wird also voll aufgeladen. Danach startet automatisch das Laden des zweiten – und gegebenenfalls spĂ€ter des dritten – Busses.

In den Depots werden die Busse nacheinander mit 100 Kilowatt nachgeladen.

Über 600 Tonnen CO2 einsparen

Die Batterien der vier bereits im Einsatz stehenden Scania E-Busse weisen jeweils eine nutzbare KapazitĂ€t von 200 Kilowattstunden auf. Die Reichzweite betrĂ€gt – abhĂ€ngig von Fahr- und Umweltbedingungen sowie der Topografie der Strecke – rund 200 Kilometer. An der Endhaltestelle Landquart haben sie 15 Minuten Zeit, bei Bedarf nachzuladen. Das reicht, um Energie fĂŒr weitere rund 40 km Fahrstrecke nachzuladen. Beim Pantografen in Untervaz, wo zwei der Linien ihre Endhaltestelle haben, ist das in der HĂ€lfte der Zeit erledigt. Mit diesen Ladelösungen sind die Elektrobusse ein vollwertiger, zuverlĂ€ssiger Ersatz fĂŒr die bisherigen Dieselbusse. Wenn alle elf E-Busse im Einsatz sind, wird PostAuto damit den Ausstoss von rund 610 Tonnen CO2 jĂ€hrlich vermeiden.