Verkehr | 14. Juli 2022
Erweitertes Trolleybus-Netz in Luzern mit energieeffizienten ABB-Technologien
Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) haben vor rund drei Jahren ihr Trolleybus-Netz erweitert. In den fĂŒnf neuen Bussen kommen Traktionsumrichter sowie Fahrmotoren von ABB zum Einsatz. Leistungsstarke Batterien in Kombination mit dem ABB-Antriebspaket ermöglichen den Bussen, auch lĂ€ngere Strecken ohne Fahrleitung zurĂŒckzulegen und erhöhen den Komfort fĂŒr die FahrgĂ€ste. Dieser Fortschritt erlaubt dem Verkehrsunternehmen, in naher Zukunft die Dieselbusse zweier Linien sogar komplett durch Trolleybusse zu ersetzen.
Vom Kultur- und Kongresszentrum ĂŒber das Löwendenkmal bis zur KapellbrĂŒcke â Luzern steht fĂŒr viele Touristen auf dem Reiseplan. Allein letztgenannte historische BrĂŒcke wurde vermutlich schon millionenfach abgeknipst und ziert manch eine Schweizer TourismusbroschĂŒre. Von A nach B kommen all die Menschen in Luzern â bei weitem nicht nur Touristen â unter anderem mit Bussen der Verkehrsbetriebe Luzern. Das 1899 gegrĂŒndete Unternehmen befördert jĂ€hrlich ĂŒber 35 Millionen FahrgĂ€ste auf rund 325 Kilometern Busstrecke.
Erweiterung des Trolleybus-Netzes 2019
Die VBL betreiben insgesamt 33 verschiedene Linien â sieben davon mit Trolleybussen. Stark frequentierte Linien wurden in Luzern stets von Gelenkbussen oder Doppelgelenkbussen an durchgehenden Trolleybus-Fahrleitungen befahren. Doch immer wieder stellten Baustellen auf der Strasse eine grosse Herausforderung fĂŒr den Betrieb dar. Um Baustellen und kĂŒrzere Distanzen ohne Oberleitung umfahren zu können, wurden deshalb ab 2014 erstmals grossflĂ€chig Doppelgelenkbusse mit Batterien eingesetzt.
Vor drei Jahren entschied das Unternehmen gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Luzern (VVL), die stark befahrene Linie 1 zu erweitern. Neu fĂŒhrt die Strecke nicht mehr nur von Obernau nach Luzern Maihof, sondern bis nach Ebikon â also einmal quer durch die Stadt. FĂŒr diese Erweiterung musste die VBL neue Busse beschaffen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Frage im Vordergrund, ob man kĂŒnftig auf Batteriebusse setzen möchte oder ob eine Erweiterung mit Trolleybussen noch zeitgemĂ€ss sei. «Dabei lag es auf der Hand, das Netz mit Batterietrolleybussen zu erweitern, weil wir so auf einer bestehenden Infrastruktur mit Fahrleitungen aufbauen konnten», sagt Christian Zumsteg, Leiter Rollmaterial bei der VBL. Bei der Erweiterung des Trolleybus-Netzes 2019 war er fĂŒr die Beschaffung der neuen Busse verantwortlich. «Ausserdem konnten wir so eine Linienerweiterung ohne Umstieg bieten, was den FahrgĂ€sten zugutekommt.»
Neue Wege mit ABB-Technologie
FĂŒr die Netzerweiterung kauften die VBL fĂŒnf neue Doppelgelenkbusse des Schweizer Herstellers Hess. Die 25 Meter langen Busse können je bis zu 230 Personen mitfĂŒhren und dank leistungsstarken Traktionsbatterien auch lĂ€ngere Distanzen ohne Oberleitung zurĂŒcklegen. Hess setzte auch auf Technologien von ABB: Zwei wassergekĂŒhlte Permanentmagnetmotoren â pro Mittelachse einen â treiben die Busse mit einer maximalen Leistung von 320 kW an. Auf dem Dach verbaute Traktionsumrichter steuern die Motoren stets genau mit der benötigten Leistung an und sorgen so fĂŒr einen energieeffizienten Fahrbetrieb. Das elektrische Antriebssystem kann die Busse mit maximal 200 kW von der Fahrleitung versorgen. Wenn beispielsweise fĂŒr das Anfahren noch mehr Leistung benötigt wird, zieht der Bus diese aus den Batterien, welche bei der Fahrt wieder aufgeladen werden. Somit können Leistungsspitzen im Fahrleitungsnetz limitiert werden.
Die Technologien von ABB sowie die immer leistungsfĂ€higeren Batterien in den Bussen ermöglichen gemĂ€ss Christian Zumsteg heute eine etwas andere Sichtweise auf die Nutzung der Fahrleitung und der Batterietrolleybusse. «WĂ€hrend wir bis anhin die Fahrleitungen fast ausschliesslich fĂŒr den Fahrbetrieb nutzten, gehen wir heute in die Richtung, dass wir sie vermehrt als Ladeinfrastruktur fĂŒr die Batterien in den Trolleybussen nutzen.» Dabei sei es nicht die Idee, kĂŒnftig weniger Fahrleitungen zu brauchen, sondern die bestehenden Fahrleitungen effizienter zu nutzen. So sollen die Batterietrolleybusse wĂ€hrend des Abschnitts an der Fahrleitung so viel wie möglich laden, um den fahrleitungslosen Abschnitt rein batteriebetrieben zurĂŒckzulegen. «Dieser Betrieb ist aber aktuell erst mit jenen fĂŒnf Bussen möglich, die mit ABB-Komponenten und starken Batterien ausgerĂŒstet sind», ergĂ€nzt Christian Zumsteg.
Geplanter Ersatz von zwei Dieselbuslinien
Deutlich spĂŒrbar dĂŒrfte dieses Umdenken ab 2024 werden â fĂŒr FahrgĂ€ste, aber auch fĂŒr die Umwelt. «Weil dieses System so gut funktioniert, wollen wir ab Dezember 2024 die Dieselbusse der Linien 12 und 30 im Auftrag des VVL komplett durch Batterietrolleybusse ersetzen», sagt Christian Zumsteg mit Blick in die Zukunft. «Damit reduzieren wir unseren CO2-Ausstoss deutlich und erhöhen gleichzeitig den Komfort auf der Fahrt von Littau nach Luzern.»